stille Geburt (27.SSW) - erzählt von Sandra, 40, Euerdorf

stille Geburt (27.SSW) - erzählt von Sandra, 40, Euerdorf

Unser Sohn Nils, verstorben an einem fest zugezogenen Nabelschnurknoten


Nachdem meine erste Schwangerschaft im Mai '16 so früh endete, waren wir unendlich dankbar, an Weihnachten eine erneute Schwangerschaft erleben zu dürfen. Die anfängliche Angst verschwand schnell. Beim ersten Ultraschallbild von unserem geliebten Murmelchen weinte ich vor Glück. Das Leben mit unserem Sohn war wunderschön. Auch wenn er noch in meinem Bauch versteckt war, war er in unserem Alltag die Hauptperson. Wir gestalteten sein Kinderzimmer, suchten akribisch den allerbesten Kinderwagen aus und erfreuten uns voller Liebe an meinem wachsenden Bauch. Die erste Bewegung unseres Sohnes fühlen zu dürfen, war unglaublich. 

Doch leider war sein Leben so unfassbar kurz. Wir brachten ihn in einer tief bewegenden stillen Geburt in der 27.SSW zur Welt. Nils war 33 cm groß und er wog 630 Gramm. Er starb in meinem Mutterleib, da sich ein Knoten in der Nabelschnur so fest zugezogen hatte, dass keine Versorgung mehr durchkam. 

 

Was hat dir nach deinem Verlust Halt gegeben?

Ich habe mich nach dem Tod von unserem Sohn so unfassbar haltlos gefühlt, und ich habe mich oft selbst nicht wiedererkannt. Die Trauer um meinen Sohn, die Sehnsucht nach ihm, die Erinnerung an sein Leben in mir, die Angst und die Schuldgefühle, alles ging so unfassbar tief.
Überall im Alltag lauerten Trigger, und ich brach in Tränen aus. Einfachste Dinge wurden zu Herausforderungen.
Rückblickend kann ich jedoch sehen, dass ich die ganze Zeit über Halt hatte: Halt durch die Liebe meines Mannes, der mit mir viele Spaziergänge in der Natur unternahm, die uns beiden sehr gut taten. Und ich bekam Halt durch Gott. Nicht der Glaube an ihn gab mir Halt (dieser war zutiefst erschüttert), sondern Gott selbst. Er half mir, das Leben unseres Sohnes zu sehen, statt auf seinen Tod. 

Welche Auswirkungen hatte der Verlust auf dein Leben?

Einfach alles in meinem Leben ist durch den Tod unseres Sohnes so schwer geworden und ich habe sehr oft die alte Leichtigkeit vermisst. Ich war so voller Angst und Schuldgefühlen und es brauchte viel Heilung, um wieder eine Perspektive für mein Leben zu finden. 

Inzwischen kann ich sagen, dass mein Leben vielleicht nicht mehr so leicht ist wie früher, dafür um so tiefer. Meine Sicht auf das Leben hat sich durch das so kurze Leben von Nils für immer verändert und es hat mich dazu gebracht, es als ein noch größeres Wunder anzusehen.

Der Tod unseres Sohnes hat unser Leben tiefgreifend verändert, doch noch stärker als sein Tod, hat das Leben unseres Sohnes unser Leben verändert. Durch sein Leben, auch wenn es noch so kurz war, durften wir tiefes Glück erleben. Nils Leben motivierte mich, den Account @gluecklichemama1720 zu gründen. Es ist so schön zu erleben, wie Geschichten über sein Leben andere Menschen berühren und ermutigen.


Wie hat sich deine Trauer über die Zeit verändert?

Die Trauer ist sanfter und leichter geworden. Verzweiflung, Zweifel und Schuldgefühle wie anfangs sind nicht mehr da. Ich durfte inneren Frieden damit finden, dass Nils Leben so unfassbar kurz war. Diese Tatsache wird mich für immer traurig machen, aber die Freude über Nils Leben ist größer. 


Was ist das stärkste Gefühl, oder das häufigste das du spürst, wenn du an dein Baby denkst?

Glück und Liebe und Sehnsucht 


Fühlst du dich mit deinem Baby verbunden?

Ich fühle mich mit Gott verbunden, der das Leben von Nils in seinen Händen hält. Ich weiß, dass er sich wie ich auf den Tag freut, an dem ich Nils wieder treffen darf und der Tod für immer verschwunden ist. 


Was hättest du dir nach deinem Verlust von deinem Umfeld gewünscht?

Dass sie den Namen unseres Sohnes kennen, nach Erinnerungen fragen und vielleicht sogar eigene erzählen.

Dass nicht von mir erwartet wird, dass es mir schnell wieder gut geht, sondern dass man meine Trauer mit mir aushält.