über mich

Der Gedanke, dass es zwar traurig ist wenn Babys während der Schwangerschaft sterben, es aber keine allzu große Sache ist wenn es früh passiert, begleitete mich im Erwachsenwerden. So wurde es mir jedes mal vermittelt wenn ich damit in Berührung kam.

 Als ich in der 11. Schwangerschaftswoche erfuhr, dass mein Baby gestorben war, erlebte ich wie falsch diese Annahme für mich und meinen Mann war.

 

mein Schwangerschaftsverlust

Leere und das Gefühl von Taubheit traten schlagartig an die Stelle der nervösen Freude als meine Frauenärztin besorgt auf ihren Monitor blickte und sagte, dass sie keinen Herzschlag finden könne. Dann der erste Gedanke: "So fühlt sich das also an wenn man sein Kind verliert." Dann weitere Gedanken: "Ich fühle nichts." Panik stieg in mir auf. "Warum fühle ich nichts?" "Ich hab unser Kind wohl doch noch nicht geliebt..." Obwohl ich die Antwort bereits kannte, fragte ich: "Ist unser Baby gestorben?" Und auf einmal, nicht zögerlich sondern mit voller Wucht, trafen mich ihre Worte und ich war zurück- war wieder klar. Die Tränen liefen über mein Gesicht. Ich fühlte. Den Schmerz. Die Liebe. Tausendfach. Halbnackt saß ich da und beweinte mein Kind. Mein Mann weinte ebenso sehr wie ich. Es war der 22. Dezember 2016. Und ganz einfach so endete das liebevolle Zählen der Wochen.

Der Verlust meines Kindes bedeutete das Ende meiner erträumten Zukunft und entriss mir ein Stück meiner Identität. Ich fühlte mich verloren in dem Gefühl ein Kind gehabt zu haben und doch keine Mutter zu sein. Ich verlor ein Stück Normalität. Mein Kind feiern zu können, ihm und mir ein Geschenk machen zu können. Und ich verlor das Vertrauen. In mich, meinen Körper, meinen Partner, in die Welt und das Leben. Ich verlor das Gefühl von Kontrolle und bekam Angst.

Von all dem hatte ich davor nie gehört. Und die Reaktionen meines Umfeldes zeigten mir weiterhin, dass mein Erlebnis eigentlich keine große Sache ist. Ich fühlte mich verletzt und hörte auf meine Gefühle und Gedanken zu teilen. Ich war allein.

Heute weiß ich, dass viele Frauen so empfinden.